Die Linde gilt als Baum der Liebe, schon wegen den herzförmigen Blättern, und wurde von unseren Vorfahren der Liebesgöttin Freya geweiht. Sie war aber auch der heilige Schutzbaum der Germanen, unter dem Gerichtsverhandlungen abgehalten wurden, denn „Freyas Baum“ sollte bewirken, dass „die reine Wahrheit ans Licht komme“. Bis heute ist es üblich, als Zeichen gegen Gewalt „Friedenslinden“ zu pflanzen. Die Linde war ein Dorfmittelpunkt und es gab Tanzlinden um die fröhlich getanzt wurde. Sie war der wichtigste Versammlungspunkt der Gemeinschaft um auszuruhen und miteinander zu reden. Die Linde hat einen besänftigen Einfluss auf alles, was sie berührt oder mit ihr in Berührung kommt. Allein der Duft der Lindenblüten im Mai- Juli beruhigt das Gemüt der Menschen und erfreut das Herz. Süß, vanillig, betörend lockt der Duft tausende Bienen, Wildbienen und Hummeln an, die fleißig den Blütennektar sammeln.
Die Linde gehört zur Familie der Lindengewächsen (Tiliaceae) und ist ein sommergrüner, 25-30 m hoher Laubbaum mit einer dunkelgrauen, längsgefurchten Rinde. Von den etwa 400 Lindenarten, die hauptsächlich in den Tropen zuhause sind, gedeihen lediglich vier bei uns in Europa. Die Linde wird gerne als Alleebaum gepflanzt.
Tilia, der botanische Name, entstammt dem griechischen “tilos”, was so viel wie Faser bedeutet. Tatsächlich enthält die Rinde viele Bastfasern. Das Bastgewebe wurde schon vor Urzeiten für geflochtene oder gewebte Gebrauchsgüter genutzt: Stricke, Seile, Fischernetze, Fußmatten, Körbe, aber auch Textilien sowie Schuhe und Sandalen wurden damit hergestellt. Linden können bis zu 1500 Jahre alt werden. Die Linde hat von allen europäischen Bäumen das leichteste Holz, das zudem nie vom Holzwurm befallen wird. Weil es sehr weich und elastisch ist, lässt es sich gut verarbeiten. Es ist nicht witterungsbeständig, eignet sich jedoch für vielfältige Zwecke im Innenbereich. Es kommt in der Bildhauerei, der Drechslerei und als Schnitzholz ( Heute noch werden Fastnachtsmasken aus Lindenholz geschnitzt) zum Einsatz und wird für den Möbelbau sowie für Schuhabsätze, Klaviertasten, Klangböden für Klaviere und Orgeln, Zeichenstift, Streichhölzer, Pinsel, Spielzeug und vieles mehr verwendet. Die Lindenholzkohle wird zu Zeichenkohle verarbeitet und in der Phytotherapie auch in Pulverform zur Bindung von Krankheitskeimen und Giftstoffen im Magen-Darm-Trakt eingesetzt. Zeigen Tiere Vergiftungserscheinungen, so mischt man ihnen etwas Lindenholzkohle unters Futter. Sämtliche Lindenarten liefern essbare Bestandteile, die zahlreiche wertvolle Inhaltsstoffe enthalten. Die Blätter sie sind reich an Proteinen sowie an Zuckermolekülen, Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen. Die Blätter kann man frisch und roh in Salaten genießen oder auch trocknen und zu Pulver zermahlen, was sich als Zusatz zu Backmehlen verwenden lässt.
Die Blüten lassen sich ebenfalls für Salate verwenden, denen sie ein mildes, honigartiges Aroma verleihen. Sie sind reich an Vitamin C und Magnesium. Auch die in den Früchten enthaltenen fettreichen Samen sind essbar, ihr Geschmack erinnert an Mandeln und Hanfsamen.
Noch heute werden die getrockneten Blüten der Sommer- und Winterlinde medizinisch genutzt. Lindenblütentee ist das wichtigste schweißtreibende Mittel bei Erkältungskrankheiten, zudem konnte die Stärkung der Abwehrkräfte bewiesen werden. Den Lindenblütentee sollte man bei den ersten Anzeichen einer Erkältung immer möglichst heiß trinken und zu Beginn einer Erkältung Fußbäder mit Lindenblütentee durchführen. Nach dem Fußbad mit noch feuchten Füßen in angewärmte Wollsocken schlüpfen und im Bett die Krankheit ausschwitzen.
Blüten, Blattknospen und später auch die Blätter enthalten sogenannte Schleimstoffe, die eine weiche, zartschmelzende Konsistenz erzeugen und ein angenehmes Mundgefühl verleihen. Sie haben eine reizlindernde Wirkung bei Hustenreiz, trockenem Husten und Rachenentzündung sowie bei Magen-Darm-Beschwerden. Bei Nervosität und Schlafstörungen, zur Beruhigung besonders bei Kindern, Säuglingen und älteren Menschen wird Lindenblütentee eingesetzt. Nebenwirkungen/Gegenanzeigen sind nicht bekannt.