Heilpflanze des Jahres 2020

Der Mensch geht einen Weg mit vielen Gabelungen, und an jeder Verzweigung muss er sich entscheiden. Geht er wirklich seinen Weg, bleibt er ihm treu, oder wird er durch fremde Einflüsse oder innere Zweifel irregeleitet? Ist er gefangen vom Strom der Zeit? Hadert er mit Vergangenem, träumt er von Zukünftigem? Oder geht er mit der spielerischen Leichtigkeit des Augenblicks durchs Leben wie die Wegwarte, auch wilde Zichorie genannt.

Die Wegwarte öffnet mit ihrer himmelblauen Blüte jeden Tag von neuem ein Fenster. Man findet die Wegwarte meistens an trockenen Wegrändern und Wiesenrain, oft direkt neben den Straßen. Die Blüten öffnen sich stets zur selben Zeit, nämlich ca. um 5 Uhr früh  und schließen sich fünf Stunden später wieder, sie sind also eine verlässliche Blumenuhr. Regional können diese Zeiten abweichen.

Tee aus Wurzeln oder Blättern ist ein Anregungsmittel bei Appetitlosigkeit, Leberkrankheiten, Gallebeschwerden und Stoffwechselstörungen. Die Wegwarte ist das beste volksheilkundlich gebrauchte Mittel für die Heilung der Milz und der vielen gesundheitlichen Probleme, die sich durch gestörte Milzfunktion ergeben. Nicht zu vergessen die Auswirkung auf den Gemütszustand: Der Genuss der bitteren Wegwarte führt meistens zu einer gelösteren Stimmung und besserer Laune. Die getrockneten Wurzeln können als Kaffeeersatz (Getreidekaffee) verwendet werden. Zur Herstellung eines Kaffees werden die Wurzeln zerkleinert, in einer Pfanne ohne Fett geröstet. Nach dem Erkalten werden die Stücke gemahlen und anschließend wie Kaffee aufgebrüht. Der Verzehr der Wurzeln ist besonders für Diabetiker empfehlenswert, da sie sehr viel Inulin enthalten.

Chicoree, Zuckerhut und Radicchio sind Zuchtformen der Wegwarte, auch Endiviensalat ist ein enger Verwandter. Von der Urmutter Wegwarte haben diese  Salate heilsame Bitterstoffe mitgenommen und lassen sich nur schlecht  austreiben. Allen gemeinsam ist der Gehalt an essentiellen Spurenelementen wie Eisen, Selen, Zink, Vorstufen um Vitamin A, B-Vitaminen, viel Folsäure, Vitamin C, Inulin und Intibyn, das ist der Bitterstoff. Die Wegwarte-Verwandten sind sehr gesund, wenn man sie reichlich in die Nahrung einbezieht. Sie haben viel von der Heilwirkung ihrer Vorfahrin geerbt. Alle stärken die Darmzellen und die krebsabwehrenden Bakterien und unterstützen deren ständigen Abwehrkampf gegen Entartung und Schadstoffe.