Laut einer alten Weisheit sollten Kamillenblüten vor Johanni (24.6.) gepflückt werden, denn an diesem Tag fliegt der „böse Krebs“ über die Felder. Die Kelten sahen in der Kamillenblüte eine Sonnenscheibe, in den strahlend weißen Zungenblüten erkannten sie sogar ein irdisches Abbild der Wimpern ihres Lichtgottes Baldur. Diese uralte Heilpflanze  gehört zur Familie der Körbblütler und kam schon in der Altsteinzeit vor. Die Samen sind nach ca. 100 Jahren noch keimfähig, somit ist die Kamille eine sehr robuste Heil- und Ackerpflanze. Sie wächst gerne an Wegrändern, Äckern und an Böschungen. Die echte Kamille ist heute seltener geworden, weil sie als typisches Ackerunkraut verdrängt wird. Verwechseln kann man sie am ehesten mit der Hundskamille. Diese riecht aber nicht nach Kamille. Aus diesem Grund ist es ratsam den Geruchssinn einzusetzen. Eine andere Methode um Verwechselungen mit anderen Pflanzenfamilien vorzubeugen, sollte man einzelne Blüten in der Mitte teilen. Ist der Köpfchenboden hohl, ist es die heilkräftige echte Kamille. Die anderen Kamillenarten besitzen keine Heilwirkungen.  Der botanische Name Matricaria stammt vom lateinischen „Matrix“ ab und  bedeutet Gebärmutter. Die Kamille war früher ein typisches  Frauenkraut. In der Volksmedizin wird sie heute noch bei Menstruationsbeschwerden verwendet, da sie krampflösend auf die glatte Muskulatur wirkt. Der erste Kräutertee für Kinder wird aus Kamillenblüten hergestellt und beruhigt den Magen-Darmtrakt. Die Blütenköpfchen der Kamille wirken nachweislich entzündungshemmend und krampflösend und werden zur Wundbehandlung und Linderung von Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt. Auch äußerlich angewendet können Kamillenumschläge sehr wohltuend sein und bei Entzündungen der Haut  Abhilfe schaffen. Vor allem in der Zahnheilkunde kann man Spülungen mit erkaltetem  Aufguss bei Aphten oder Entzündungen des Zahnfleisches nutzen. Die Kamille lindert Schmerzen, wirkt angenehm kühlend, lässt die wunde Schleimhaut abschwellen und schneller regenerieren. Hauptwirkstoff der Blüten ist das ätherische Öl, das Bisabolol und Chamazulen. Beim Destillieren von Kamillenblüten erhält man Blauöl, das seiner Farbsignatur entsprechend kühlende und entzündungshemmende Eigenschaften besitzt. Bereits kleinste Mengen des ätherischen Öls können nachweislich Streptokokken- und Staphylokokkengifte binden, somit werden Bakterien und Pilze in ihrem Wachstum gehemmt. Wer auf manche Korbblütler allergisch reagiert, sollte Tee aus den Kamillenblüten in kleinen Dosen ausprobieren.